VC-Funding: „Ohne unsere Investoren wäre es schwierig geworden“

Experten Interview
Inhalt
David Neisinger
Co-Founder von ArtNight
Realtainment bringt Menschen für Erlebnisse in der echten Welt zusammen. Aktuell geschieht das über vier Marken: Art Night, Bake Night, Shake Night und Plant Night. David hat das Unternehmen 2016 zusammen mit Aimie-Sarah Carstensen gegründet, zunächst für den deutschsprachigen Raum. Mittlerweile ist Realtainment in fünf europäischen Ländern aktiv.
Peter Waleczek
Managing Partner von FLEX Capital
FLEX Capital ist ein von Peter Waleczek und anderen Serienunternehmern gegründeter Private Equity Fonds, der in profitable und wachsende Unternehmen aus dem deutschen Internet und Software-Mittelstand investiert. Peter ist bei FLEX-Experte für Strategieentwicklung und Financial Management.
Bootstrappen, zur Bank gehen oder Investoren an Bord holen? GründerInnen müssen sich früher oder später für einen Finanzierungsweg entscheiden. In unserer dreiteiligen Interview-Reihe berichten Unternehmer, welche Vor- und Nachteile sie durch ihre Finanzierungswahl erlebt haben. Zum Auftakt berichtet David Neisinger, Co-Founder von ArtNight, warum er sich für Venture-Capital-Funding (VC-Funding) entschieden hat, welche Auswirkungen die Strategie auf die Unternehmensentwicklung hatte und teilt seinen wichtigsten Tipp für Gründer, die noch vor der Finanzierungsfrage stehen.
David, habt ihr euch als Gründungsteam bewusst für eine VC-Finanzierung entschieden?

David: Wir haben verschiedenste Finanzierungswege angeschaut. Mir ist es dabei wichtig zu betonen, dass ich es nie als Grund zum Feiern empfunden habe, wenn man Investoren gewonnen hat. Das ist eine schöne Bestätigung für das eigene Geschäftsmodell, aber man muss als Gründer ganz bewusst auswählen, ob man diesen Finanzierungsweg einschlagen will. Er hat Vorteile, aber man verkauft dabei auch Anteile seines Unternehmens.

Wir wollten unabhängig von Investoren sein, haben aber sukzessive gesehen, wie wichtig Investoren für unser Geschäftsmodell sind. Wir können zwar auch aus unserem eigenen Cashflow wachsen, haben dann aber eine bewusste Entscheidung für die Beschleunigung unseres Wachstums und die VC-Finanzierung getroffen.

Wir […] haben dann aber eine bewusste Entscheidung für die Beschleunigung unseres Wachstums und die VC-Finanzierung getroffen.

Was waren für euch die größten Vorteile, die sich aus der VC-Finanzierung ergeben haben?

David: Abgesehen davon, dass wir schneller wachsen konnten, wollten wir so auch externes Know-how reinholen. Deshalb haben wir uns für einen Mix aus Angel-Investoren und Venture-Capital entschieden. Dadurch halten wir jetzt weniger Prozente an unserem eigenen Unternehmen, aber haben eben die geschilderten Vorteile.

Dank der Investoren sind wir auch gut durch die Corona-Pandemie gekommen, die uns hart getroffen hat. Schließlich ist unser Geschäftsmodell, Menschen zusammenzubringen. Da unsere Investoren an unsere Mission glauben, jetzt mehr denn je, haben sie Geld nachgeschossen. Ohne sie wäre es für uns sehr schwierig geworden.

Dank der Investoren sind wir auch gut durch die Corona-Pandemie gekommen, die uns hart getroffen hat.
Gab es einen Moment, an dem du gedacht hast, eine andere Finanzierungsstrategie wäre besser gewesen?

David: Ich bin kein Mensch, der in „hätte, würde, könnte” denkt. Ich glaube, für uns war es der richtige Weg und ich bin happy, wie es ist. Aber jeder sollte für sich und sein Geschäftsmodell frei entscheiden. Venture-Capital aufzunehmen wird häufig zu sehr gefeiert. Der Bootstrapping-Weg ist für viele Geschäftsmodelle ein sehr valider Weg. Aus meiner Sicht bedarf es mehr Würdigung für diesen härteren Weg, der nicht so triumphal ist wie eine Venture-Capital-Finanzierung.

Der Bootstrapping-Weg ist für viele Geschäftsmodelle ein sehr valider Weg. Aus meiner Sicht bedarf es mehr Würdigung für diesen härteren Weg, der nicht so triumphal ist wie eine Venture-Capital-Finanzierung.

Welche Auswirkungen hatte die Finanzierungsstrategie auf die Qualität eures Produkts?

David: Für uns hatte sie in vielerlei Hinsicht positive Auswirkungen. Wir konnten uns früher Talente ins Boot holen, die wir sonst nicht hätten bezahlen können. Eine solche Finanzierung ist ein Signal nach außen, das für Top-Talente attraktiv macht. Auch für unser Produkt hatte die Finanzierung Vorteile. Wir konnten uns Entwicklung für unsere digitale Plattform leisten, in die jetzt viel Automatisierung integriert ist. Ohne Investoren hätten wir das nicht finanzieren können.

Wie haben sich Profitabilität und Wachstum aufgrund der Finanzierungsstrategie entwickelt und wie ist deine Prognose für die Zukunft?

David: Wir haben uns für den VC-Weg entschieden und damit für einen Wachstumsweg. Wir sind ambitioniert. Deswegen haben wir uns für Investoren wie Acton Capital und MVentures entschieden. Das Wachstum ist natürlich zulasten unserer Profitabilität gegangen, weil wir stark reinvestieren. Aber unsere Investoren machen uns keinen Druck. Die Zusammenarbeit läuft sehr partnerschaftlich. Außerdem haben wir die Verträge so gestaltet, dass wir als Gründer im Driver Seat bleiben.

Was würdest du Unternehmerinnen oder Unternehmern raten, die jetzt gerade vor dieser Entscheidung für eine Finanzierungsstrategie stehen? Worauf sollten sie achten?

David: Ich würde sagen: Sprecht mit anderen Gründern. Gründer geben immer gerne Rat, weil sie wissen, wie es ist, wenn man am Anfang steht. Und sprecht nicht nur einmal. Man macht ja nicht eine Finanzierungsrunde und hört dann auf, sondern steht nach zwei, drei Finanzierungsrunden vor der Frage, ob man jetzt doch Richtung Profitabilität gehen will oder noch eine größere Finanzierungsrunde obendrauf geben will. Deswegen empfehle ich es, einfach auf LinkedIn Gründerinnen oder Gründer anzuschreiben. Es spielt keine Rolle, ob man sich schon kennt. Ich selbst habe mich sehr viel ausgetauscht mit Unternehmern, Bekannten und Freunden.

Sprecht mit anderen Gründern. Gründer geben immer gerne Rat, weil sie wissen, wie es ist, wenn man am Anfang steht.

Hattest du selbst Angst, dass ihr die nächste Finanzierungsrunde wegen der Corona-Pandemie nicht erreicht?

David: Weil wir Tickets verkaufen, haben wir bei unserem Geschäftsmodell das Glück einen starken Cashflow zu haben, aus dem wir organisch wachsen können. Das heißt, selbst wenn wir in Zukunft keine Finanzierungsrunde raisen könnten, könnten wir ohne größere Probleme darauf zurückgehen und vom VC-Weg zurück Richtung Profitabilität wechseln. In der Pandemie war unser Cashflow natürlich eingeschränkt. In dem Fall war es hilfreich, Partner an der Seite zu haben, die auch in schwierigen Zeiten investieren.

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*FLEX Capital ist ein Private-Equity-Buyout-Investor mit Spezialisierung auf den Softwaresektor. Wir verfügen über maßgebliche Expertise bei der Unternehmensbewertung in diesem Segment.