Politische Unsicherheiten, wie der Krieg in der Ukraine, gestörte Lieferketten sowie ein sich veränderndes Zinsumfeld, dominieren aktuell die wirtschaftlichen Geschehnisse. Der Ausgang vieler aktuell vorherrschender Probleme ist schwierig einzuschätzen und versetzt viele Wirtschaftsakteure in eine Art Starre. Wie blicken Private Equity Investoren, wie FLEX Capital, auf die aktuellen Geschehnisse und welche Gefahren und Chancen ergeben sich durch die aktuelle Situation?
Hohe Kapitalverfügbarkeit bei veränderter Risikoneigung
In den vergangenen Jahren erlebten wir ein historisch niedriges Zinsniveau, dies führte dazu, dass das Geld extrem günstig war. Infolgedessen floss viel Geld in alternative Anlageklassen wie Venture Capital oder Buyout-Fonds. In Zeiten des billigen Geldes und der Kapitalflut konnten sich Finanzinvestoren also mit so viel finanziellen Mitteln wie nie zuvor ausstatten. Globale Private Equity Investoren haben grundsätzlich also ausreichend Kapital zur Verfügung, um entsprechende Investments zu tätigen („Dry Powder“). Laut dem Datenanbieter Preqin liegt die Summe des nicht investierten Kapitals allein in Europa bei über 400 Milliarden US-Dollar. Bezieht man Nordamerika in diese Betrachtung mit ein, kommt man sogar auf einen Wert von 1,7 Billionen US-Dollar. Trotz des reichlich verfügbaren Kapitals ist aufgrund des aktuellen Zinsumfelds davon auszugehen, dass sich die Risikoneigung bei den meisten Investoren verändern wird. So könnten Investoren potenzielle Investments deutlich kritischer betrachten und mit einem höheren Risikoabschlag bewerten. Weiterhin ist davon auszugehen, dass sich Investitionen eher in Industrien verlagern, welche allgemein als „krisenfester“ gelten (beispielsweise das Gesundheitswesen). Neben krisenresistenten Branchen werden sich Investments vermutlich auch in Unternehmen mit stabilen Kennzahlen (siehe nächster Abschnitt) verlagern. Aufgrund der hohen Kapitalverfügbarkeit, ist davon auszugehen, dass die Bewertungen für diese Unternehmen stabil bleiben oder sich sogar erhöhen werden.
Wie verändert sich die Sichtweise auf Unternehmen bei FLEX?
Welche Auswirkung hat die aktuelle Marktlage auf Unternehmerinnen und Unternehmer und wie verändert sich die Sichtweise auf Unternehmen bei FLEX?
Die Coronapandemie hat die Krisenfestigkeit vieler Unternehmen bereits auf die Probe gestellt. Die Aspekte, unter welchen wir bei FLEX Unternehmen betrachten, verändern sich jedoch auch in Krisenzeiten nicht maßgeblich. Vielmehr rücken existierende Kriterien noch weiter in den Vordergrund und es wird deutlich, warum diese Kriterien so wichtig sind.
1. Ein gutes Produkt
Die Grundlage eines krisenresistenten Geschäftsmodells ist nach wie vor ein gutes Produkt. Konnte ein Unternehmen beispielsweise mehr Kunden als in der jeweiligen Vergleichsperiode hinzugewinnen, ist dies insbesondere in Krisenzeiten ein sehr gutes Zeichen für ein gutes Produkt und eine starke Vertriebsleistung.
2. Kundenkonzentration
Weiterhin sollten Unternehmer bei der Unternehmensentwicklung stets die Kundenkonzentration im Auge behalten. In Zeiten des Aufwinds könnte der Aspekt der Kundenkonzentration häufig vernachlässigt werden, während das Wegbrechen von Key Accounts in Krisenzeiten ein echtes Problem werden kann.
3. Margenstabilität
In Zeiten steigender Kosten ist die Möglichkeit zur Weitergabe dieser ein wichtiger Faktor. Schafft es ein Unternehmen sein Produkt unverzichtbar oder nur schwer austauschbar zu machen, könnte dies dazu führen, dass die Kosten für die Ablösung des Produkts beim Kunden ungleich höher wären, als mögliche Preiserhöhungen zu akzeptieren. Dies ist häufig bei Softwarelösungen, welche tief in die IT-Infrastruktur des Endkunden integriert sind, der Fall. Solche Produkte generieren stabile und nachhaltige Cashflows, welche für Private Equity Häuser bekanntermaßen von großer Bedeutung sind.
4. Cashflow
Aufgrund des erhöhten makroökonomischen Risikos und der damit erschwerten Finanzierungsbedingungen, rückt das Kriterium der Cashflows in Krisenzeiten noch stärker in den Vordergrund. Hierbei ist nicht nur die Entwicklung der Cashflows aus der Vergangenheit von Bedeutung, sondern insbesondere auch die prognostizierte Entwicklung in der Zukunft. Diese lässt sich unter anderem von der Preissetzungsmacht sowie der Art des Produkts & der Kunden ableiten.
5. Entwicklungspotenzial
Eine Stärke von FLEX ist die Unterstützung der Portfoliounternehmen durch die eigene unternehmerische Erfahrung. Insbesondere Unternehmen im Mittelstand haben ihre Potenziale oft noch nicht vollständig entfaltet und lassen sich deshalb noch gut weiterentwickeln. Ein wichtiges Kriterium für FLEX ist deshalb die Bereitschaft zur (positiven) Veränderung innerhalb der jeweiligen Organisation.
6. Zusammenhalt im Management
In diesem Zusammenhang ist auch die Zusammenarbeit mit dem Management von zentraler Bedeutung. Insbesondere in Krisenzeiten wird deutlich, warum das so ist. Interessenskonflikte, Streitigkeiten oder mangelndes Vertrauen innerhalb des Managements sind gerade in schwierigen Zeiten eine Gefahr für die positive Unternehmensentwicklung. Darum sind die Qualität des Managements und die Beibehaltung einer gesunden Kultur innerhalb der Organisation wichtige Faktoren für FLEX.
Studien belegen, dass von Private Equity geführte Unternehmen, Krisen häufig sehr gut überstehen oder sogar noch Marktanteile hinzugewinnen. Ein Grund für die Krisenfestigkeit kann beispielsweise die Erfahrung und der Rückhalt, welchen Private Equity Häuser mitbringen, sein. Nils Engelking, Gründer und ehemaliger Geschäftsführer unserer ehemaligen Mehrheitsbeteiligung „Egoditor“, brachte es im Podcast „ARRtist“ gut auf den Punkt: „Ich glaube das sind so Phasen [Krisenzeiten], die natürlich relativ extrem für die Unternehmer gewesen sind, wo es uns auch geholfen hat, einfach einen starken Partner [FLEX Capital] an Board zu haben.“