So nutzt du Podcasts zum Aufbau deiner Personal Brand

Die FLEX Personal Branding-Woche

Experten Interview

Top Personal Branding Tipps von Philipp Westermeyer

1 - Viel hilft viel

Insbesondere im B2B-Bereich gibt es eigentlich kein zu viel. Hohe Frequenz wird im Social Media-Bereich mit Reichweitenwachstum belohnt. Wenn man vor hat seine Personal Brand aufzubauen, dann sollte man am besten dreimal als kein Mal am Tag etwas posten.

2 - Springe über deinen eigenen Schatten

Wenn man eine Unternehmung über seinen Namen großziehen möchte, dann muss man sich in dem Bereich auch etwas trauen.

3 - Die eigene Positionierung finden und einnehmen

Die großen Kanäle wie LinkedIn, Twitter oder auch Podcasts werden sehr intensiv bespielt. Auf diesen Kanälen ähneln sich die Posts oftmals stark. Ähnliche Positionen posten zu ähnlichen Themen. Durch eine eigene Positionierung, beispielsweise durch den Einsatz von Humor, ist auch auf den großen Kanälen noch Platz für einen selbst.

4 - Über Podcasts als BranchenexpertIn positionieren

Durch einen eigenen Podcast oder Blogpost kann man es schaffen, mit der Zeit in anderen thematisch passenden Podcasts eingeladen zu werden.

Philipp Westermeyer

Über

Philipp Westermeyer ist Medienexperte und gründete 2009 die führende Plattform für Online Marketing, OMR. Besonders bekannt ist er als Host des OMR-Podcasts. Davor war er unter anderem bei Gruner+Jahr beschäftigt.

Facts

Personal Branding: „Hohe Frequenz wird im Social Media-Bereich mit Reichweitenwachstum belohnt.“

Personal Branding kann ein wichtiger strategischer Schlüssel für Unternehmen sein. Im Interview mit FLEX Managing Partner Peter Waleczek spricht Philipp Westermeyer darüber, wie die eigene Brand mit dem Unternehmenserfolg zusammenhängen kann und verrät, wie man als Gast zu Podcasts eingeladen werden kann.

Peter Waleczek: Hallo Philipp! Danke, dass du dir heute die Zeit nimmst, mit mir über Personal Branding zu sprechen.

Du hast mit OMR ein Unternehmen, eine Marke, aufgebaut, das für viele als Medienunternehmen der neuen Generation steht. Daneben bist du persönlich noch Unternehmer, Eventveranstalter und für mich persönlich vor allem Podcaster. Viele kennen dich inzwischen als eine Personal Brand. Stelle dich doch kurz vor und verrate, was dich überhaupt zum Medienunternehmertum getrieben hat.

Philipp Westermeyer: Mein Name ist Philipp Westermeyer, ich bin gebürtiger Essener und lebe seit fast 20 Jahren in Hamburg. Mit Medien hatte ich aber damals schon im Rahmen der Schülerzeitung, beim Radio Essen oder auch der Lokalzeitung im Ruhrgebiet zu tun gehabt. Ich hatte schon immer viel Interesse an Medienfirmen und -inhalten. Mein Berufsleben begann bei Gruner + Jahr, was zu der Zeit zusammen mit Bertelsmann eine sehr große Adresse war.

Mein damaliger erster Chef war der Chef von Gruner + Jahr und gleichzeitig Bertelsmann-Vorstand. Ich war sein Assistent. Dadurch hatte ich die Chance, ein Medienunternehmen aus einer geschäftsführenden Perspektive kennenlernen zu können. Irgendwann hat mich dann das Thema SEO angefangen zu begeistern. 

SEO war damals ein großes Thema und ich habe mit meinem Geschäftspartner Tobias Schlottke angefangen SEO-Seiten zu bauen, was ziemlich gut funktioniert hat. Mit dem Ausbau der Unternehmung habe ich im Endeffekt nicht mehr viel mit Medien zu tun gehabt, was ich sehr schade fand. 

Es war für uns damals sehr attraktiv, Werbung zu machen. Wir haben Banner erzeugt, Retargeting betrieben und am Ende ein Unternehmen aufgebaut, das dann an Zalando verkauft wurde. Nebenher wurde ich häufig von UnternehmerInnen gefragt, ob ich ihnen beim Online-Marketing helfen könnte. Als ich irgendwann nicht mehr allen einzeln helfen konnte, habe ich angefangen Seminare oder Konferenzen durchzuführen. Daraus wurde dann eine Medienmarke. Es gab im Zuge dessen damals hohe Suchvolumen, viele Menschen haben nach “Online Marketing Rockstars” gesucht, heute sind wir eher als OMR bekannt. 

Anschließend habe ich eine Redaktion aufgebaut und mit dem Podcast angefangen -mehr oder weniger weil ich selber gerne Podcasts gehört habe. Damals war das hier in Deutschland noch ein kleines Thema. Ich habe jedoch viel Potenzial gesehen und dann das Podcast-Studio gebaut. Der Podcast ist sozusagen der Urquell, mittlerweile haben wir über 100 verschiedene Formate. Wir machen unter anderem Live Events, Education Themen, Podcasts und Software-Bewertungen. Hier in Hamburg sind wir mittlerweile 250 Leute bei OMR. Das ist mein Hauptjob.

Die Motivation einen Podcast zu machen kam also durch deine eigene Begeisterung Podcasts zu hören?

Philipp Westermeyer: Die anekdotische Variante ist so: Meine Frau und ich haben Zwillinge bekommen und als sie nachts wach geworden sind, mussten sie herumgeschoben werden. Weil dies um halb fünf Uhr morgens ziemlich langweilig ist, habe ich angefangen amerikanische Podcasts zu hören. Das hat mir so gut gefallen, dass ich dann auch mal tagsüber drei Stunden mit den Kindern spazieren war und dabei Podcasts gehört habe. Daraufhin habe ich mir überlegt, dass ein Podcast gut zu OMR passt und habe einen alten Freund von mir, Sven Schmidt, überredet aufzutreten. Mittlerweile ist er Stammgast und selber eine Medienpersönlichkeit in der Szene. 

Viele Leute fanden das Podcast-Format spannend und ich habe in den ersten Podcast-Folgen gemerkt, dass großes Interesse in diesem Bereich besteht und man daraus etwas Großes machen könnte. Ich habe natürlich nicht damit gerechnet, dass kurze Zeit später eine riesige Podcast-Welle durch das Land ziehen würde. Seit diesem rasanten Start sind wir nun dabei und haben in dieser Zeit auch verstanden, wie Vermarktung funktioniert. Dazu gehörten Fragen wie: Wie setze ich SEO oder Retargeting für Podcasts ein? Wie spreche ich die Zielgruppe an? Wie weise ich nach, dass Podcast-Werbung etwas bringt? Wir machen auch längst nicht mehr nur B2B- oder Business-Themen, sondern unter anderem auch einen Koch-Podcast mit Tim Mälzer, einen Fußball-Podcast mit Mats Hummels oder mit Lanz & Precht einen News-Podcast. So bin ich mittlerweile wieder vom Online-Marketing durch den Podcast und unsere Events und Seminare zu inhaltlichen Themen gekommen. 

Wie gehst du damit um, dass du auf der einen Seite eine starke OMR-Marke kreiert hast und auf der anderen Seite du selbst auch zu einer Art Marke geworden bist?

Philipp Westermeyer:  Ich habe begriffen, dass man über Personen viel besser Geschichten erzählen kann. Auch die erfolgreichsten Medienmarken haben starke Personen dahinter. Das hängt schon sehr eng miteinander zusammen. Das war dann wohl der Vorteil gegenüber anderen Konferenzen, dass ich OMR ein Gesicht geben konnte. Ich wollte aber gar nicht so sehr das unternehmerische Aushängeschild sein, sondern auch andere Personen vermehrt in den Vordergrund stellen.

Ich habe begriffen, dass man über Personen viel besser Geschichten erzählen kann.

Philipp Westermeyer

Ich wollte dich gerade fragen, ob dich das in irgendeiner Weise am Wachstum hindert.

Philipp Westermeyer: Es ist so, dass in Gesprächen auch andere Führungskräfte von OMR-Firmen vollständig akzeptiert werden. Natürlich hängt doch vieles an mir. Ich habe das Gefühl, dass wenn ich irgendetwas mit mir oder meinetwegen passiert, gleich die ganze Firma darunter leidet. Unternehmerisch gesehen sollte diese jedoch unabhängiger von der Person sein. Diesen Schritt wollten wir aktiv vor zwei Jahren angehen. Durch Corona hat sich dann jedoch einiges für uns geändert, da wir keine live Events mehr durchführen konnten. Ich musste vor allem zusehen, dass die Firma präsent bleibt und dass wir trotz allem weiterwachsen können. 

Ständige Social Media-Posts sind mir auch mitunter unangenehm und kosten mich Überwindung, aber es lohnt sich. Trotzdem ist der Plan von OMR, dass wir in den nächsten Monaten mehr Personen sichtbar machen.

Hast du Tipps für UnternehmerInnen, die sich in der Öffentlichkeit mehr präsentieren wollen?

Philipp Westermeyer: Viel hilft viel. Insbesondere im B2B-Bereich gibt es eigentlich kein zu viel. Hohe Frequenz wird im Social Media-Bereich mit Reichweitenwachstum belohnt. Wenn man vor hat diesen Weg für sich oder sein Unternehmen zu gehen, dann muss man wirklich Vollgas geben und am besten dreimal als kein Mal am Tag etwas posten. Die Qualität der Posts ist natürlich wichtig, aber eine hohe Frequenz wird häufig noch unterschätzt.

Zusätzlich hilft es, in einem Format seine Positionierung zu finden und einzunehmen. Die großen Kanäle, wie LinkedIn, Twitter oder auch Podcasts werden ja sehr intensiv bespielt. Aktuell sieht man auf diesen Kanälen allerdings sehr viel vom Selben, also ähnliche Positionen zu ähnlichen Themen. Wenn man sich hier aber anders positioniert, beispielsweise durch den Einsatz von Humor, dann ist auch auf den großen Kanälen noch Platz. 

Was man sich im Vorfeld auch gut überlegen sollte, ist, inwiefern man bereit ist seine persönliche Geschichte zu teilen und auch Hintergründe offenzulegen. Wenn man in die Öffentlichkeit treten möchte, dann bringt es nichts Inhalte zu veröffentlichen, die in die Richtung von PR-Mitteilungen gehen. Wenn man eine Unternehmung über seinen Namen großziehen möchte, dann muss man sich in dem Bereich auch etwas trauen. Ein sehr gutes Beispiel dafür ist zum Beispiel Tarek Müller von about you. Er kommuniziert seit Anfang an sehr offen, klar und authentisch seine Ansichten, Meinungen und teilweise auch Unternehmenszahlen. Er ist für mich, was börsennotierte Unternehmen in diesem Bereich angeht, ein absoluter Pionier. Und diese Offenheit kann man auch schon in einer früheren Firmenphase beginnen.

Wenn man vor hat diesen Weg für sich oder sein Unternehmen zu gehen, dann muss man wirklich Vollgas geben und am besten dreimal als kein Mal am Tag etwas posten. Die Qualität der Posts ist natürlich wichtig, aber eine hohe Frequenz wird häufig noch unterschätzt.

Philipp Westermeyer

Wie funktioniert es, wenn UnternehmerInnen zu dir in den Podcasts kommen wollen? Schreiben sie dich einfach mit einem Thema an?

Philipp Westermeyer: Wir legen sehr viel Wert auf die Professionalität unseres Podcasts. Daher überlegen wir ganz genau, welches Thema Sinn machen würde und welche Person passt. Mittlerweile bekommen wir sehr viele Inbound-Vorschläge und dafür bin ich sehr dankbar. Natürlich können wir nicht alles unterbringen.

Generell kann man sich aber auch über andere Podcasts als Branchenexperte positionieren. Wer das zum Beispiel sehr gut macht und für mich ein Vorbild für gutes Personal Branding ist, ist Alexander Graf von Kassenzone. E-Commerce und Handel sind seine Themen, die er in einem eigenen Podcast und Blogposts teilt. Dadurch ist er unter anderem Gast in einigen anderen Podcasts geworden und hat sich in seiner Branche positioniert. Dieser Weg ist vielleicht einer, den man in ähnlicher Form gehen kann. Guter, qualitativ hochwertiger und einzigartiger Content ist dabei absolut ausschlaggebend.

Eine letzte Frage. Hast du ein Vorbild im Bereich Personal Branding?

Philipp Westermeyer: Schwierig. Ich schaue da eher in die USA. Obwohl ich ganz anders bin, finde ich Gary Vaynerchuck, Scott Galloway oder Shane Smith, den Gründer von VICE Media, sehr interessant.

Peter Waleczek: Vielen Dank! Es waren viele spannende Insights dabei, die sehr wertvoll sind.

Philipp Westermeyer: Hat mich gefreut!

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